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24.02.2005 12:55 Alter: 19 yrs

Österreichische Patienten werden schlecht ernährt

Die Hälfte aller stationären Patienten in Österreich seien mangelernährt, alarmieren Mediziner von Stefan Müller


Innsbruck/Wien - Genügende und gesunde Ernährung verhilft zu einem gesunden Körper. Eine Binsenweisheit. Und doch wird sie in Spitälern, Pflege- und Altenheimen oft verkannt: "Rund 50 Prozent der stationären Patienten leiden unter Mangelernährung", erklärt Ernährungsmediziner Johann Hackl von der Uniklinik Innsbruck. "Besonders betroffen sind onkologische Stationen und Altenheime."

Mangelernährung bedeutet ein Ungleichgewicht in der Zufuhr von Energie (Kohlenhydraten, Fett), Proteinen, Vitaminen und Spurenelementen. Dieser so genannte Protein-Energie-Mangel ist spätestens seit 2002 bekannt und bei Weitem kein allein österreichisches Problem. Damals stellte eine Vergleichsstudie des Europarates in acht Ländern fest: "Mangelernährung in europäischen Spitälern ist ein Faktum." Zwischen 20 und 60 Prozent aller Patienten seien beim Klinikeintritt mangelernährt, blieben dies auch während des Aufenthaltes.

 

Und drei Jahre später? "Das Faktum bleibt, Ernährung ist in Spitälern noch immer extrem unterbewertet", betont Internist Wilfred Druml, Vorsitzender der AKE, der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für klinische Ernährung. Die Ursachen von Mangelernährung bei Menschen, die zu Hause leben, sind soziale Isolation, Vergesslichkeit, Schmerzen, Schluck- und Kaubeschwerden. Im Spital hingegen sind es etwa zu lange Nüchternphasen, Arzneien, die Hunger hemmen, Schmerzen und zu lange Aufbauphasen nach Operationen.

Das Fatale: Ungenügende Ernährung und Erkrankung beeinflussen sich gegenseitig negativ. Krankheit bereitet Stress. Der Körper schüttet Hormone wie Adrenalin und Kortisol aus. Dadurch werden Muskeln und Fettgewebe abgebaut - die dann für die Regeneration fehlen. Stress selbst verbraucht zusätzliche Nährstoffe, was das ohnedies dürftige Angebot noch mehr verknappt. Reichen Nährstoffe nicht mehr aus, zieht dies alle Körperfunktionen in Mitleidenschaft: Atmung, Herz-Kreislauf-, Magen-Darm-, Nerven- und Immunsystem.

Auch Todesursache

"Viele Krebspatienten versterben an Ursachen, die durch Mangelernährung hervorgerufen werden, eher als am Tumor", vermutet Andrea Hofbauer, Vorsitzende des österreichischen Berufsverbandes der Diätassistentinnen und ernährungsmedizinischen Beraterinnen, der das Thema ab morgen, Donnerstag, auf seinem 22. Ernährungskongress in Wien diskutieren will: Kachexie, der krankhafte Gewichtsverlust, sei laut Hofbauer bei etwa 20 Prozent aller Krebspatienten für den Tod verantwortlich.

Darüber hinaus rechnet man US-Studien zufolge mit Mehrkosten bei hospitalisierten Menschen von bis zu 75 Prozent und einer Verlängerung des Spitalaufenthaltes um bis zu 90 Prozent.

Eine Lösung? "Wichtig ist vorerst die Feststellung des Ernährungszustandes bei jedem Patienten", sagt Johann Hackl. Dafür brauche es ein einheitliches Erfassungssystem. Die AKE stelle solche Standards zur Verfügung. Dann folge interdisziplinäre Therapie. (Stefan Müller/DER STANDARD, Printausgabe, 23.2.2005)

 

 


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